«[…] die Menge des Ausgestellten [war] zu gross […], als dass der Einzelne sie einigermassen einlässlich hätte darstellen könne»

Billette für Justin Fromaigeat, Schulinspektor in Delsberg

Billette für Justin Fromaigeat, Schulinspektor in Delsberg (StABE IIIB b 3635)

Die Lehrer mussten für eine Subventionierung des Ausstellungsbesuches kämpfen, anders als Arbeiter und Handwerker, denen solche Beiträge früh zugesprochen worden waren. Dabei wurde die Vorbereitung der Schulausstellung durchaus seriös und ambitioniert vorangetrieben. Am Schluss konnten aber doch 25 Berner Lehrer mit finanzieller Unterstützung von Bund und Kanton nach Wien reisen.

Der Kampf um subventionierte Ausstellungsbesuche

«Bekanntlich wird von der Schweiz aus auf diese Ausstellung auch eine umfassende Schulstatistik ausgearbeitet, zu der jede Schule zwei grosse Fragebogen auszufüllen hatte. Sämtliche Lehrer des Landes hatten da wohl Gelegenheit, auch ihr bescheidenes Scherflein, und wie gewohnt, unentgeltlich, beizutragen, wohl auch noch für andere Branchen der Statistik in Anspruch genommen zu werden. In billiger Berücksichtigung dieser Dienste und des Umstandes überhaupt, dass der Besuch der Ausstellung auch sogar für Lehrer von Nutzen sein könnte, hat nun die eidgenössische Zentralkommission bei ihren Beratungen, wie die Tausende von Franken, welche der Bund zur Erleichterung des Besuches auswirft, verwendet und verteilt werden sollen, den sehr natürlichen und deshalb auch nicht näher zu motivierenden Beschluss gefasst ‹Die Auswahl der zu Subventionierenden (vom Bund mit Fr. 100) soll den Kantonen überlassen werden; jedoch sind Lehrer nicht darunter aufzunehmen.›» (Berner Schulblatt 4.1.1873:3)

Dieser Entscheid kam bei den Lehrern nicht gut an und sowohl der Schweizerische Lehrerverein als auch die kantonalen Verbände waren aufgefordert, dafür zu sorgen, dass auch Lehrer vergünstigt nach Wien fahren konnten.

Tatsächlich war die Subventionierung des Ausstellungsbesuches für Arbeiter und Handwerker schon früh beschlossen worden: Bereits in der Botschaft des Bundesrates an die hohe Bundesversammlung betreffend die Weltausstellung in Wien im Jahr 1873 vom 26.6.1872 wurde diese Förderung festgeschrieben, die nicht zuletzt dank des Lobbying des Grütlivereins zustande gekommen war (S. 800, 803, 805). In den Debatten des Stände- und Nationalrates wurde die entsprechende Budgetposition sogar deutlich erhöht und für eine gemeinsame Subventionierung Bund / Kantone plädiert – auch wenn das als Praxisänderung gegenüber der Weltausstellung 1867 kritisiert wurde, als solche Ausstellungsbesuche von kaufmännischen Direktorien, gemeinnützigen Vereinen oder Industriellen bezahlt worden waren. Ein expliziter Ausschluss der Lehrer scheint dort allerdings nicht diskutiert worden zu sein.

In seinem Beschluss vom 31. Dezember 1872 fasste der Bundesrat die Bedingungen eines subventionierten Ausstellungsbesuches zusammen, wie sie von der Zentralkommission ausgearbeitet worden waren, und hielt dabei jetzt tatsächlich explizit fest – wie das Schulblatt empört zitierte –, dass «jedoch Lehrer […] nicht darunter aufzunehmen» seien (S. 15). In seiner Sitzung vom 24. Februar 1873 revidierte der Bundesrat dann vorsichtig seine Haltung, nicht zuletzt auf Druck der Kantone, welche ihren Lehrern subventionierte Ausstellungsbesuche ermöglichen wollten. Sollten aus der ganzen Schweiz 200 Lehrer nach Wien reisen wollen, so sollten diese die gleichen Vergünstigungen erhalten wie die Arbeiter und Handwerker sofern sie auch ihre Besuche nach den gleichen Regeln organisierten (Verhandlungen des Bundesrates im Bundesblatt 1873 I 400, StABE BB IIIb 3635).

Interessant ist die Formulierung, dass der Besuch der «gleichzeitig mit der dortigen Weltausstellung stattfindenden Schulausstellung» subventioniert werden solle, womit suggeriert wurde, die Schulausstellung sei eine Parallelveranstaltung und ein nicht integraler Bestandteil der Weltausstellung. Bedenkt man die Anstrengungen, welche von Bund und vielen Kantonen unternommen wurden, um diese Schulausstellung mit Inhalt zu füllen, speziell an die statistische Beschreibung des Schulwesens in der Schweiz, kann man dies allerdings nur als Schutzbehauptung begreifen. Die Lehrer wurden offensichtlich weniger wertgeschätzt, schienen weniger nützlich als die Arbeiter und Handwerker; das passt zu den von den Berner Kreissynoden 1872 diskutierten Fragen – eine Art Sorgenbarometer – «Geniesst die Lehrerschaft bei der Bevölkerung diejenige Achtung, welche sie umgeben muss, damit ihre Wirksamkeit eine gesegnete und fruchtbare sei? Wenn das nicht der Fall ist, welches sind die Ursachen und welches sind die Mittel, den gewünschten Zweck zu erreichen?» (StABE P.B 320, Bericht über die Verhandlungen der Schulsynode und über die Thätigkeit der Kreissynoden und Konferenzen des Kantons Bern pro 1872:39f) Nur dank der Unterstützung der in Schulfragen verantwortlichen Kantone gelang es also doch noch, Ausstellungsbesuche von Lehrern und Schulmänner zu subventionieren.

Ausweis für Justin Fromaigeat, Schulinspektor in Delsberg

Ausweis für Justin Fromaigeat, Schulinspektor in Delsberg (StABE III b 3635)

Ankündigung Abreise Schulinspektor von Interlaken, Friedrich Jakob Santschi

Ankündigung der Abreise von Friedrich Jakob Santschi, Schulinspektor von Interlaken (StABE BBII b 3635)

Absage von Schuldirektor Alphonse Reverchon, Delsberg

Absage von Schuldirektor Alphonse Reverchon, Delsberg, Anfrage an Lehrer Aellig in Adelboden als Ersatz (lehnt ebenfalls ab)  (StABE BB III b 3635)

Berner Schulmänner in Wien

Nach dem Entscheid des Bundesrates, den Ausstellungsbesuch von Lehrern gleich zu subventionieren wie denjenigen von Arbeitern und Handwerkern hatte der Regierungsrat des Kantons Bern am 8. März einen Kredit von 5000 Franken bewilligt. Es konnten also 25 Lehrer ausgewählt werden, welche die Weltausstellung verbilligt besuchen konnten. Am 6. Mai bestimmte die Vorsteherschaft der Schulsynode im Beisein von Regierungsrat Bodenheimer, Erziehungsdirektor ad interim, diese Delegation. Dabei war ursprünglich geplant, dass siebzehn Stellen aus der Vorsteherschaft der Schulsynode oder der deutschen oder französischen Lehrmittelkommission besetzt werden sollten. Acht der ex officio bestimmten Wienfahrer verzichteten allerdings, so dass sechzehn Schulmänner frei gewählt werden konnten.

Am 16. Mai schlug die Vorsteherschaft der Schulsynode dem Erziehungsdirektor «aus den 30 für die Weltausstellungsbesuchung angemeldeten […] in Berücksichtigung der verschiedenen Schulkategorien u. Landestheile […] folgende 16 Lehrer» vor:

Herr Santschi., Schulinspektor in Interlaken, Zaugg, Oberlehrer in Boltigen, Lämmlin, Sekundarlehrer in Thun, Lüthi, Lehrer in Sulgenbach, Bern, Mosimann, Lehrer in Köniz, Pfister, Sekundarlehrer in Kirchenthurnen, Lauener., Sekundarlehrer in Münsingen, Egli, Bezirksoberlehrer in Huttwil, Schlegel., Sekundarlehrer in Herzogenbuchsee, Schwab, Seminarlehrer in Hindelbank, Wächli, Sekundarlehrer in Nidau, Pfister, Sekundarlehrer in Büren, Blaser, Oberlehrer in Laupen, Gylam, Lehrer in Corgemont, Mouttet, Lehrer in Pommerats und V. Henri, Lehrer in Bressaucourt.

Dazu kamen die Herren Schulinspektor König, Bern, Grütter, Seminardirektor, Hindelbank, Friche, Seminardirektor Pruntrut, Fromaigeat, Schulinspektor Delsberg, Weingart, Oberlehrer in Bern und Schluep, Oberlehrer in Koppigen als Vertreter der Vorsteherschaft der Schulsynode, sowie die Herren Ammann, Pfarrer in Lotzwil für die deutsche und Reverchon, Seminardirektor in Delsberg sowie Jakob Progymnasiallehrer in Biel für die französische Lehrmittelkommission. (StABE BB IIIb 3635, auch Berner Schulblatt 10.5.1873:79f).

Kritik an der Zusammensetzung der Berner Delegation

Der Éducateur kommentierte die Zusammensetzung aus regionaler und konfessioneller, nicht aber etwa sprachlicher Sicht kritisch und sah den protestantischen Teil des Jura untervertreten: «Les journaux du Canton viennent de publier la liste des instituteurs jurassiens désignés pour visiter l’exposition de Vienne. Au nombre des élus figurent MM. Fromaigeat, inspecteur des écoles primaires catholiques à Delémont, Reverchon, directeur de l’école normale des filles à Delémont, Mouttet, régent à Delémont, Friche, directeur de l’école normale de Porrentruy, Henri, régent à Bressancourt et Gylam régent à Corgémont. Cette liste, pour autant qu’elle soit authentique, nous révèle le fait assez curieux qu’à l’exception de M. Gylam, qui est d’ailleurs originaire de la partie Allemande du canton, circonstance qui n’ôte assurément rien à son mérite, aucun instituteur de la partie protestante du Jura bernois n’a été jugé digne de la subvention de l’Etat. Ainsi la petite ville de Delémont envoie trois délégués à Vienne, tandis que Neuveville, Bienne, Saint-Imier, Moutier et Tramelan, avec leur nombreux personnel enseignant, n’ont pas un seul représentant. Cette inégale répartition des subsides alloués pour la circonstance nous a paru suffisamment frappante ponr mériter une petite place dans nos colonnes.» (L’Éducateur. Revue pédagogique publiée par la société des instituteurs de la Suisse romande, 1.6.1873:173)

Drei Wochen später wies das Berner Schulblatt diese Kritik allerdings als unzutreffend zurück, weil aus der als fehlend erachteten Gruppe von Lehrern  leider gar keine Vorschläge für nach Wien fahrende Schulmänner eingereicht worden seien: «Der „Educateur“ vom 1. Juni beklagt sich über die Auswahl der Delegirten aus dem Jura an die Wiener Ausstellung, und nach unserm Dafürhalten mit Unrecht. Daß Delemont drei Abgeordnete habe, ist nur zum Theil richtig, da bloß die HH. Fromaigeat und Reverchon (von denen ersterer als Mitglied der Vorsteherschaft der Schulsynode, letzterer als Mitglied der Lehrmittelkommission, also in offizieller Stellung, Wien besucht) für Delsberg zählen; Hr. Mouttet, gegenwärtig allerdings in Delsberg angestellt, vertritt dagegen die Freiberge, von welcher Kreissynode er empfohlen wurde. Biel geht nicht leer aus, sondern hat in Hrn. Gymnasiallehrer Jakob seinen Vertreter. Daß Tramelan, Münster und namentlich das große und schöne St. Immer keine Delegirten haben, kommt einfach daher, daß aus diesen Ortschaften keine solchen vorgeschlagen wurden; wofür doch kaum die Erziehungsdirektion oder die Vorsteherschaft der Schulsynode verantwortlich gemacht werden können. Wenn dann noch herausgestrichen wird, der einzige Representant des protestantischen Jura, Hr. Gylam, sei eigentlich kein Jurassier, sondern aus dem deutschen Kanton gebürtig, was allerdings seine Verdienste gar nicht schmälere, so kommt dieser Bemerkung wohl kaum eine andere, als eine kirchthurmspolitische Bedeutung zu.» (Berner Schulblatt 21.6.1873:104)

Die Organsation der Reise(n)

Die Herren König, Weingart und Lüthi bildeten einen Ausschuss zur konkreten Organisation der verschiedenen Reisen. Dazu luden sie zu einer Vorbereitungssitzung am 17. Mai 1873 im Café Anders in Bern ein, an der die Reisedaten und die Themen für die Berichterstattung bestimmt wurden (Berner Schulblatt 10.5.1873:80).

À Monsieur le Directeur de l’Éducation du canton de Berne

 

Monsieur

Entré tout récemment dans la carrière de l’enseignement, j’ignore complèrement les habitudes de voyages et de séjour dans les grandes villes, surtout au moment d’une grande exposition; en outre; raison capitale, la langue allemande m’est tout à fait étrangère […]

 

 

 

 

Brief von Émile Maire, Lehrer in La Neuveville, 21. August 1873 (StABE BB III b 3635)

Im Staatsarchiv Bern finden sich verschiedene, immer leicht voneinander abweichende Listen von Schulmännern, welche für einen subventionierten Ausstellungsbesuch vorgesehen waren oder zumindest von den Reisevergünstigungen – reduzierte Zugsbillette, günstige Mahlzeiten und Übernachtungsgelegenheiten – profitieren können sollten (Kontrolle der verschickten Billette und Ausweise, Angaben zu den Reisezeiten etc.). Die wenigstens partiell erhaltene Korrespondenz lässt erkennen, warum diese Listen sich veränderten. Neben Reiseverzichtserklärungen spielten einmal auch die fehlenden Deutschkenntnisse ein Rolle. Es gab auch Wünsche um Verschiebung der Abreise. Dazu sind in den Akten auch – nicht zwingend erfolgreiche – Anfragen an neue Lehrer, als Ersatz für reiseunwillige Kollegen einzuspringen, dokumentiert. Selbst eine Einsprache wegen einer nur teilweise ausbezahlten Subvention (150 statt 200 Franken) findet sich in diesen Quellen.

Meldung der Erziehungsdirektion Bern an den Bundesrat, 17. Mai 1873 (StABE IIIB b 3625)

Meldung der Erziehungsdirektion Bern an den Bundesrat, 17. Mai 1873 (StABE IIIB b 3635)

Die Reisen

Die Delegationen waren ungleich zusammengesetzt, im Juli reisten die meisten, dann viele noch im September, während die möglichen Reisedaten im Juni, August oder Oktober deutlich weniger genutzt wurden. Insofern die Billette 30 Tage lang gültig waren, ist es praktisch unmöglich festzustellen, wer wann die Reise antrat und wie viele die Möglichkeit nutzten, auf der Hin- oder Rückreise noch andere Städte wie München oder Salzburg zu besuchen.

Essensgutscheine

Essensgutscheine für den Wienaufenthalt (StABE IIIB b 3635)

Know-How-Transfer

Die 25 Schulmänner haben sich verpflichtet, als Gegenleistung für die Subventionierung ihrer Reise einen Bericht über ihre Ausstellungserfahrungen abzuliefern – analog zu den Arbeitern und Handwerkern (vgl. dazu StABE BB IV 1406 Weltausstellungen Wien 1873, Paris 1889, 1873-1889).

In der Vorbereitung haben sie sich auf 14 Kapitel verständigt, zum Teil mit Einzel-, zum Teil mit Kollektivautorenschaft. Ein Jahr nach Ausstellungsende sind die Achtzehn Berichte bernischer Schulmänner über die Schulausstellung in Wien im Jahre 1873 erschienen. Die ursprünglich geplanten Kapitel sind teilweise aufgeteilt, umgruppiert oder zumindest umbenannt worden; die Autoren stimmen auch nicht mit den ursprünglich genannten überein, was damit zusammenhängen muss, dass einige im letzten Moment auf die Reise verzichteten und ihre Stellvertreter offensichtlich unzureichend über ihre Berichterstattungspflichten informiert worden waren. So konnte das Ziel, 25 thematische Spezialberichte zu veröffentlichen, weil «die Menge des Ausgestellten zu gross war, als dass der Einzelne sie einigermassen einlässlich hätte darstellen können und […] 25 summarische Uebersichten ohne Werth gewesen wären» (S. 3), nicht erreicht werden. Der Bericht über Schulorganisation und Schulgesetze sowie derjenige über die Schulstatistik waren zum Zeitpunkt der Publikation noch in Arbeit, andere zu allgemein gehalten, dass sie nicht gedruckt wurden, und wieder andere sind wegen Überlastung der Autoren schlicht nicht fertig geschrieben worden.

Die gedruckten Berichte sind nur ein Kanal des Know-How-Transfers . Ein anderer, wahrscheinlich ebenso effektiver, waren die Vorträge, welche diese Schulmänner in verschiedenen Kreissynoden hielten. Die Übersicht über diese Vermittlungsaktivitäten ist allerdings rudimentär: es finden sich nur einzelne Hinweise auf entsprechende Anlässe und in allen Fällen ist unklar, wer zu welchem Thema referierte. Waren es einfach die Vertreter der einzelnen Kreissynoden, welche etwas zum Thema präsentierten, das sie auch schriftlich behandelten? Einige Präsentationen erstreckten sich über mehrere Sitzungen – es dürfte also durchaus auch lebhafte Diskussionen gegeben haben. Letztlich bleibt aber der Erkenntnisgewinn der Zuhausegebliebenen im Dunkeln. Auch die summarische Darstellung der Tätigkeiten der Kreissynoden hielt nur fest: «Allgemeines. Die Weltausstellung» (StABE BB IIIb 232, Schulsynode 1865/77), es bleibt – mangels weiterer Quellen – auch unklar, ob im Folgejahr, 1874, diese Vermittlungstätigkeiten fortgeführt wurden und wie die Lehrerschaft in bislang nicht erwähnten Gebieten informiert wurden. Klar schien aber: Es hätte sicher allen gut getan, wenn ein «verstaubtes Schulmeistergemüt ein bisschen aus[ge]blasen» worden wäre «mit neuen, grossen Bildern, Gedanken und Entschlüssen» (Berner Schulblatt 4.1.1873:3).

Am 3. Januar 1874 berichtete die Schweizer Lehrerzeitung – immer noch in gewöhnungsbedürftiger vereinfachter Orthografie – von den Bemühungen um einen Know-How-Transfer im Kanton Baselland, der dazu speziell einen Lehrerkurs organisiert hatte. Schulinspektor Hans Kerstenholz referierte über die Weltausstellung, «welche er als experte der erzihungsdirektion herwärtigen kantons besucht hatte […] Lermittel und schuleinrichtungen der ganzen zivilisirten welt wurden aufgezält, beschriben, besprochen und verglichen. […] Der zweck solcher besuche von fachmännern an ausstellungen, wi dijenige von Wien, besteht gewiss hauptsächlich darin, zu erfaren, wi einrichtungen und lermittel der schulanstalten fremder länder zu denjenigen unseres Vaterlandes stehen, ob dise mit jenen einen ernsten vergleich aushalten können oder nicht. Wi stellt sich nun speziell Baselland zu diser frage? Di vorträge des herrn Kestenholz dürfen dahin resümirt werden: „Wir stehen zwar nicht auf der untersten stufe, beware! Aber wir haben unablässig zu streben und alle kräfte anzuspannen, um in dijenige reihe zu gelangen, welche einem freien volke zustehen soll, nämlich di erste.“» (Schweizerische Lehrerzeitung, 3. Januar 1874:4)

Der Kanton Zürich wählte noch einen anderen – zusätzlichen? – Weg, um Erkenntnisse über das Schulwesen in der Lehrerschaft zu verbreiten: Mit Regierungsratsbeschluss vom 20. September 1873 (StAZH MM 2.201 RRB 1873/2263) wurde entschieden, von Prof. Kinkelins Schulstatistik neben den 75 dem Kanton zugeteilten Exemplaren noch weitere 1200 Exemplare – 32 Franken pro 100 Stück – zu erwerben, um «jeder Schulbehörde & jedem Lehrer des Kantons 1 Exemplar gratis zuzustellen, und dadurch theils die von denselben für das Werk eingesandten Notizen zu verdanken und das Ergebniß der diesfälligen Arbeit bekannt zu machen, theils die Kenntniß der schweiz. Schulzustände zu fördern».

Die Reisen